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Mein Jahr in der Stadthalle Hagen IV

Autorenbild: sven söhnchensven söhnchen



Mein Jahr in der Stadthalle Hagen IV

23.Februar 2025, 09:11 h

Herrensitzung, Blau-Weisse Funken



Hagen - leck mich am Arsch!

Wie gut passt dieser Slogan zur vorgezogenen Neuwahl des Bundestages, die am heutigen Tag stattfindet!?

Und wie gut passt es zur 41. Herrensitzung, die die heimischen Jecken der Blau-Weißen Funken in der Stadthalle Hagen durchführen.

Um es vorweg zu nehmen: es war eine würdige Veranstaltung, die ein angemessenes Unterhaltungsprogramm aufwies - ohne in peinliche Obszönitäten zu verfallen! Und es war das erste Programm unter dem neuen Vorstand der Blau-Weissen Funken - unter der wohltuenden Leitung des neuen Präsidenten Marcus Magnus. Respekt, dem gesamten Team, die damit eine Traditionsveranstaltung im heimischen Brauchtum aufgefrischt und zukunftsfähig gemacht haben.

Neben dem Vorstand um Marcus Magnus und seinen  Stellvertretern Sissi Magnus und André Erpenbach sind es heute bis zu 40 weitere Vereinsmitglieder, die sich ehrenamtlich um den Ablauf auf der Bühne und in den Gastronomiebereichen kümmern. Nur die Mitarbeiterschaft in der Haustechnik und dem Garderobenbereich werden hauptamtlich vom Stab der Stadthalle dazu gebucht.

Mein Dienst begann um 08:00 Uhr. Um pünktlich anzukommen, bestellte ich mir ein Taxi. Ein Taxi mit einem ortsunkundigen Fahrer, dem noch nicht einmal die Stadthalle etwas sagte. Wenige Meter vor dem Ziel wusste er zumindest, dass dort auch ein Hotel ansässig ist. Immerhin!

Treffe im Foyer direkt auf meine Kolleginnen für die nächsten Stunden - die Mettmädchen Sabine, Bettina, Janina, Martina und die beiden Nicoles. Zur Begrüssung habe ich, es ist noch nicht mal 08:10 Uhr, erstmal einen kleinen Beschleuniger zu trinken.  Irgendwas mit Alkohol und Johannisbeere. Das geht gut los.

In einer Stunde werden 1200 Männer in der Halle sein. Bis dahin möchten die Ehrenamtler circa 1000 Brötchen geteilt und belegt haben. Dummerweise hat der Fahrer verschlafen, der die Brötchen liefert. Es herrscht das altbekannte karnevalistische Grundgesetz aus dem Rheinland: Et hätt noch emmer joot jejange.

Ist es auch - pünktlich ist der Verkaufsstand eingerichtet: neben den Mettbrötchen (wahlweise mit oder ohne Zwiebeln), gibt es weitere Angebote mit Käse, Salami, Frikadelle (auch in Geflügelvariante), Schinken und Schmalzbrote. Nicht zu vergessen sind die Mettwürstchen und die Merchadiseabteilung mit Vereinsansteckern und Aufklebern. Die Schals waren bereits ausverkauft!

Die 41. Herrensitzung ist eine Art maskulines Klassentreffen zur Karnevalszeit. An das jecke Brauchtum erinnert in erster Linie die Musik, die bereits durch das Foyer klingt. Einige Ordens- & Narrenkappenträger verlieren sich mit einem Sträfling, einem alternden Cowboy und einem rosa Plüschkostüm im Getümmel der generationsübergreifenden Alltagskleidung. Ansonsten herrscht eine gesteigerte Wiedersehensfreude unter den Gästen: Umarmungsarien und Selfieshootings zur Begrüssung.

Auch die Mett-Mädchen werden umgehend belagert: man kennt sich aus den vergangenen Jahren und ist ebenso erfreut, dass man sich wiedersieht. Die Herren decken sich ein: tablettweise werden die Frühstücksgrundlagen gekauft. Die sechs Bedienungsgrazien haben 60 Minuten Dauereinsatz und aus dem Versorgungsraum wird ständig nachgeliefert - dann ist der erste Hunger der Herren gestillt. Zwischendurch ist allerdings immer ein kurzer Moment Zeit für einen stärkenden Schluck von diesem Johannisbeerklebestoff.


Um 09:11 Uhr hatte die Stadthalle die Türen geöffnet. Auch dreissig Minuten später reisst der Zustrom der Herrensitzungsherren nicht ab. Unter ihnen ist die übliche Prominenz vertreten: der Ex-Oberbürgermeister Thieser, samt Hasper Gefolge, und die Herren Rehbein und Köhler, die sich im Herbst diesen Jahres um des Thiesers Nachnachnachfolge im Rathaus bewerben. Zudem erscheint Prinz Wolfgang II. mit seinem herrlichen Gefolge und kurz nach ihm noch sein Amtsbruder Danny I. aus dem benachbarten Dortmund.

Unter der Moderation von Jürgen Hilger beginnt im Saal das mehrstündige Programm pünktlich um 10:11 Uhr. Es ist der Zeitpunkt, in dem sich das Foyer sichtbar leert. Als männliches Crew-Mitglied darf ich in die Halle - meine Mett-Kolleginnen müssen draussen bleiben. Es ist ja schliesslich eine Herrensitzung - bei der bereits der zweite Auftritt die grundlegende Regelung für die vielen Freundes-, Familien- & Arbeitskreise vorgibt: „"Wer farbig pisst, fährt!"“.

Darauf dreimal den traditionellen Schlachtruf der Herrensitzung: „

"Hagen - leck mich am Arsch“!"


Das fast dreistündige Programm geht pausenlos voran. Pinkler und Raucher verlassen, sinnvollerweise, immer wieder den Saal und erwehren sich nicht besonders den Auslagen der Mett-Mädchen. Der Verkauf der belegten Brötchen geht durchgehend weiter - genauso wie der Schnapsgenuss der holden Thekenfrauschaft. Allerdings: die Johannisbeerenplörre wird durch Ossenkämper ersetzt.

Im Saal hat der Rheinländer Kurt Kokus die 1200 Herren fest im Schlager-Griff. Ein stimmgewaltiger „"HölleHölleHölle"-Chor, der beim Trömmelche-Evergreen in erste gemeinsame Männertanz-Verschmelzungen übergeht.


Nach der Hälfte des Programmes bekommen die neuen Veranstalter bereits grosses Lob vom scheidenden Bezirksbürgermeister aus dem Hagener Karnevals-Norden. Heinz-Dieter Kohaupt feiert die gelungene und wenig schlüpfrige Herrensitzung.

Darauf ein dreimal, kräftiges „"Hagen - leck mich am Arsch!"“.

Mit dem Auftritt „"Seiner Tollität Luftflotte 1926 e.V."“ steuert die 41. Herrensitzung (die zum 38. Mal stattfindet) ihrem akrobatischen Höhepunkt entgegen. Über 30 Tänzerinnen und Tänzer verzaubern die Meute mit drei, hochfliegenden Tanzdarbietungen. Hierfür verliessß sogar eine Delegation der Mett-Mädchen ihren Arbeitsplatz und verfolgte von der Galerie die karnevalistische Tanzsensation.

Nach dem Auftritt von DSDS-Sternchen Vivien Scarlet Heymann ist der offizielle Teil der Herrensitzung nach gut drei Stunden beendet. Für die feierwütige Herrenmeute ist das aber noch kein Grund nach Hause zu gehen. Im Foyer übernimmt Präsident Marcus Magnus die Funktion des Discjockeys der Aftershowparty.


Am Verkaufstresen der Mett-Mädchen ist der leichte Alkoholkonsum der vergangenen vier Stunden festzustellen: es fliegen Handküsse, Umarmungen nehmen zu, Tanzeinlagen und Fotoshootings mit der Mett-Crew werden eingefordert.

Das ein oder andere gekaufte Brötchen kann nicht mehr ganz sicher zum Mund geführt werden und im Saal versuchen die Bühnentechniker um die trunken Schläfer herum das Mobiliar abzubauen. Einige, dem Bierkonsum zugesprochene Gäste, schätzen ihren Charme etwas falsch ein und versuchen, die Mett-Mädchen mit starren Blicken zu betören. Erfolglos. Die Herren sind aber alle soweit diszipliniert (oder in bester, beschützender Gesellschaft), dass es ein charmanter Nachmittag ist.

Es gibt für die Metthekencrew noch weitere Ossenkämper - bis um 15:00 Uhr der gemeinsamen Feierabend und Ausmarsch der Mett-Mädchen festgelegt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt lag hinter den sechs Freundinnen eine siebenstündige, ehrenamtliche Tätigkeit - die alle mit einem Lächeln erledigt haben. Zumindest für eins der Mett-Mädchen ist das Tagewerk noch nicht gelaufen. Ihr Satz, "ich muss noch die Kinder ins Bett bringen"“, wird zum Mantra bei jedem „Kurzen“!


Gemeinsam geht es noch, auf ein Feierabendgetränk, zu „"Irmchen"“ in die Braustube am Remberg. Bei der Ankunft ein grosses Hallo - zur Wiedersehensfreude der Mett-Mädchen mit etlichen Herren, die eben noch Gäste in der Stadthalle waren. Derweil wird in der Stadthalle bis zum Abend weiter aufgeräumt - Hand in Hand von weiteren ehrenamtlichen, blau-weissen Kräften und dem Saalteam der heimischen Stadthalle.

Weiter so, liebe Mett-Mädchen und liebe Blau-Weisse Funken. Diese Veranstaltung war wohltuend in der Stadthalle und im heimischen Brauchtum. Wer es mal selber erleben möchte: am Sonntag, den 01. Februar 2026 heisst es zum nächsten Mal: „"Hagen - leck mich am Arsch“!"

Wobei ich das bereits vor dem heimischen Fernseher um 18:00 Uhr bei der ersten Bundestagsprognose dachte...

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