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blog 27 / tag 27: mit tony soprano in bad rothenfelde

Autorenbild: sven söhnchensven söhnchen




Blog 27

Tag 27


 

Wir müssen über Tonys langjährigen Weggefährten Salvatore Big Pussy  Bonpensiero reden.

Ein Mann, der mit seinen körperlichen Ausmassen definitiv auch ein geeigneter Einkehrer für einige Wochen in dieser gastlichen Klinik wäre. Gewesen wäre. Big Pussy ist tot. Er starb durch die Schüsse seiner Freunde Silvio, Paulie. . . und Tony.

Man hatte Puss überführt, weil er seit mehr als einem Jahr als Spitzel für das FBI tätig war. Es ist nicht so, dass das Ende der Freundschaft Tony nicht ernsthaft auf den Magen geschlagen sei - aber schlussendlich hat er sich für das System entschieden.


Ich erzähle das, weil ich den Capo aus Newark heute versetzt habe (und er übrigens gar nicht weiss, dass ich hier über ihn schreibe).


Wir waren mit Stefania verabredet - die Dame aus meinem Freundeskreis, die er am Montag kennengelernt hatte. Als ich ihm erzählte, dass ich heute mit ihr ein Museum in Osnabrück besuchen möchte, lud er sich sofort selber ein. Bin mir sehr sicher, dass es ihm weder um die Ausstellung, noch um das versprochene Tiramisu ging - er wollte Stefania wiedersehen.

Auch ich hatte daran Interesse - gerade in Verbindung mit der interessanten Ausstellung. Zwar weiss ich immer noch nicht, was mich dort erwartet hätte, aber als „Then I’`ll huff and I’`ll puff and I’`ll blow your house in“ von Sophia Süssmilch vor 14 Tagen eröffnet wurde, forderte die ortsansässige CDU die umgehende Schliessung.

Persönlich halte ich einerseits die Einmischung der Kommunalpolitiker in die Kunstfreiheit für fragwürdig, andererseits empfinde ich die Ausstellung gerade deshalb als sehenswert! Der Titel bedeutet übersetzt „Ich werde husten und prusten und dir dein Haus wegpusten“- wahrscheinlich hätte sie für den Italo-Amerikaner dann doch einen gewissen Wert gehabt.


Hatte am Vormittag den Museumsbesuch und das Treffen mit der Halbitalienerin abgesagt, nachdem sich letzte Nacht wieder ein Schlafdefizit ergab (wieso werde ich ungefragt und grundlos nach 3 ½ Stunden wach?) und sich ein Schnupfen anbahnt.

Mit einem merkwürdigen Husten bin ich hier angereist, verlebte gesunde und gesundmachende Wochen und reise mit einem erneuten Erkältungsanflug wieder ab.

Selbst wenn ich es Erkältungsanflug nenne, bin ich natürlich als männlicher Hypochonder schon wieder gedanklich bei der finalen Klärung aller Formalitäten mit dem Bestattungsinstitut meines Vertrauens. Wenn ich dann an das Ableben vom Verräter Bonpensiero denke, ist das Bestattergespräch eventuell noch aus einem zweiten Grund sinnhaft.


Quäle mich nach der bescheidenen Nacht und vor dem Frühstück in das Fitness-Kesselhaus, wo ich erneut um diese frühe Uhrzeit alleine bin und ein leichteres Programm abspule - aber immerhin.

Es bleibt die einzige Aktivität an diesem Tag, den ich ansonsten auf meinem Zimmer verbringe. Nur für die Mahlzeiten (mann weiss ja nie, wann es die letzte Henkersmahlzeit ist) gehe ich vor die Tür und beschäftige mich ansonsten mit der fahrradfahrenden Meute, die sich von Cesenatico in über 4 ½ Stunden auf den Weg nach Bologna macht. In der Moderation wird über die Wattzahlen der Tour-Teilnehmer geredet - was mich grinsen lässt, wenn ich daran denke, mit welchem Stolz ich hier das Ausdauertraining vornehme.


Aber apropos Bologna: da könnte man auch mal wieder hin!


Das Thema Reisen war heute Mittag auch Thema an Tisch 38.

Steffi vom Bodensee führt eine MEIN SCHIFF-Trinkflasche mit sich rum. Die Vermutung, dass sie eine entsprechende Reise gemacht hat ist richtig. Ist es adäquates Reisen? Axel erzählt mir von Youtube-Videos von Containerschiffen in stürmischer See - ungesehen revidiere ich meine Überlegung, mal auf diesem Weg zu reisen.

Vielleicht reicht mir ein Ausflugsboot auf einem kleinen Stausee! Kaffee inklusive - auf den (gedeckten Apfel-)Kuchen verzichte natürlich, nach der Schulung in der Bad Rothenfelder Klinik.


Tony kann zum Thema Reisen ebenfalls einen Beitrag beisteuern. Er musste Livia, seine Mutter, mal vom Flughafen Newark abholen, da die Flugtickets, die sie von ihrem Sohn erhalten hatte, sagen wir mal, ungültig waren.

Während ich mir die Tour de France und zwei Spiele der Fussball-Europameisterschaft halbherzig im TV anschaue, fange ich an, meine Sachen zu packen. Morgen ist leider der letzte vollständige Tag in der Klinik. Aber...in der Heimat ist es wohl auch ganz schön!

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