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blog 26 / tag 26: mit tony soprano in bad rothenfelde

Autorenbild: sven söhnchensven söhnchen


Blog 26

Tag 26

 


Schlussendlich wartet man auf das Donnerwetter, welches prophezeit wurde. Pünktlich um 20 Uhr wird dieses zumindest in einer Kabine des Berliner Olympiastadions niedergehen - meine Tifosi sind nach 90minütiger Arbeitsverweigerung gegen die Schweiz bei der Europameisterschaft ausgeschieden.

Meine Theorie: der italienische Rechtsruck ist schuld. Die Spieler wollten keinen Kabinenbesuch von Frau Meloni - und wussten sich nicht anders zu helfen.

Wichtig für alle Antidemokraten: König Fussball regiert die Welt!

Wobei das bei der FIFA und UEFA nun auch eine Ansammlung von Verbrechern ist!


Gut, dass heute, als passivsportliches Alternativprogramm, die Tour de France begonnen hat. Mit einer dezenten Eröffnungsfahrt von Florenz nach Rimini. Einen Teil der Strecke fuhr ich vor zwei Jahren mit dem Auto und fand ihn da schon schwierig!


Mein Kumpel Tony sass beim Tifosi-Debakel neben mir im Vortragssaal, wo dass Spiel auf einer Grossleinwand gezeigt wurde. Wiederholt wiess er darauf hin, dass er Amerikaner sei. . .

Bei dieser Argumentation bietet sich Tony durchaus für ein politisches Amt an - in den USA wird doch gerade jemand mit Charisma gesucht!?

Wenn ich mich richtig erinnere, wurde bereits dem sagenumwobenen und allseits geliebten J.F. Kennedy eine gewisse Nähe zur Mafia unterstellt. Lehne mich etwas aus dem Fester, wenn ich sage, dass mir Soprano als US-Präsident lieber wäre, als dieser wahnsinnige Trump. Die Begegnung mit düsterem Blick und tiefen Atmen, würde wahrscheinlich auch den Russlandwiderling Putin beeindrucken.

Anthony Soprano wird kein amerikanischer Politiker - er sitzt im gottverdammten Bad Rothenfelde fest. Von hier startet man keine Politkarrieren - zumindest keine in Amerika!

Was im Umkehrschluss bedeutet, dass er immerhin noch Nachfolger von meinem Grossonkel werden könnte. Dann sage ich dem Heilbad eine grosse wirtschaftliche Zukunft voraus!


Es ist das dritte und letzte Wochenende meiner Kurzeit.

Vor der Abreise nach Bad Rothenfelde hatte ich gedacht, dass ich an diesem Tag zwei Einladungen zu Geburtstagen folgen werde. Ein alter Weggefährte und meine berufliche Ziehtochter feiern, unabhängig voneinander, jeweils ihre fünfzigsten Geburtstage. Beide Parties hätten mich gelockt - aber die Vernunft siegt und ich bleibe, in voller Askese, am Kurort.


Vor dem Frühstück arbeite ich mich eine Stunde im Kesselhaus, am Crosstrainer und einigen Kraftgeräten, ab und schlendere vor dem Mittag in den Ort, wo ich zwar nicht mehr den Barbier besuche, aber mit etwas Lektüre stundenlang bei Espresso und Mineralwasser im Strassencafé sitze - genau mein Leben.

Verzichte auf die klinikeigene Hühnersuppe (mit Reiseinlage) und tausche diese gegen eine Gulaschsuppe (und eine Bratwurst) aus.  Auch meinen wahrscheinlich letzten Aufenthalt in Boomtown Bad Rothenfelde beende ich mit einer Busfahrt zurück zur Klinik.

Warum ist so ein Leben (gerne in einer Stadt mit einem kleinen, vorwiegend sommerlichen, Meerhafen) noch nicht mein Alltag?


Als ich gestern den Fragebogen zur Entlassung vorbereitet habe, stolperte ich über die Frage, ob ich bereits einen Rentenantrag gestellt hätte. Es steht eigentlich bei mir noch lange nicht an - aber wenn ich so ans Überlegen komme!?!?

Beschäftige mich, sonnenbadend, mit einem Spezialheft für die fahrradfahrende Frankreichrundfahrt - und freue mich, diese am TV in den kommenden Wochen begleiten zu können. Inklusive der schönen Landschaftsaufnahmen von Burgen und Schlössern im Nachbarland. Wenn es passt, bin ich in circa zwei Wochen wieder in der französischen Partnerstadt zu Gast. Obwohl das Land bis dahin wahrscheinlich ebenfalls von Postfaschisten regiert wird.

Das bedeutet allerdings, dass auch das Fussballteam der Franzosen im aktuellen Achtelfinale ausscheiden wird!


In Essen findet heute der Parteitag der AfD statt, wenige Kilometer entfernt kicken in Dortmund jetzt die deutschen Spieler (die nach Auffassung der AfD nicht würdige Deutsche sind) - ebenfalls im KO-Verfahren. Denke, die Jungs werden nervös beginnen - bis sich rumgesprochen hat, dass Alice Weidel nicht im Westfalenstadion ist!

 

Als wir beim Italien-Spiel im Vortragssaal nebeneinander sitzen, frage ich Tony, warum seine beschränkte, hinterhältige und anstrengende Schwester Janice in dieser Woche zu Gast war? Er räuspert sich, schaut seinen rauhen Blick und presst etwas nuschelnd heraus, dass sie ihren Verlobten erschossen hatte und dann doch mal die Kontakte ihres Bruders brauchte, der ja bekanntlich im Entsorgungsgeschäft tätig ist - oder zumindest gewesen ist!


Es ist wie überall: man sucht sich seine Familie nicht aus!

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