Blog 20
Tag 20
Nach dem erfolgreichen samstäglichen Start in den Tag, wollte ich es heute ebenso angehen.
Die Nacht war schon mal besser als die Nächte zuvor - dennoch war ich pünktlich um 04 Uhr wach, als eine Nachricht meiner Tochter auf dem Mobiltelefon erschien. Glückselig berichtete sie von einem Tanzabend mit DJ Lars Eidinger. Ich antwortete ihr adäquat mit dem Hinweis auf den Wendler: Sie liebt den DJ.
Schreibe mir mit einer weiteren nächtlichen Nachricht etwas die zwischenmenschlichen Zukunftsvisionen von der Seele...und schlafe für zwei weitere Stunden ein.
Um 07:15 Uhr stehe ich vor dem verschlossenen Kesselhaus, wo ich keinen Eintritt erhalte - das Personal hatte den Fitnessraum noch nicht aufgeschlossen. Daher ging ich zuerst zum Frühstück und begab mich anschliessend an den Crosstrainer und die Geräte.
War auch okay.
Erholte mich frischgeduscht und widmete mich den zwei zugesandten Ausgaben der ZEIT, die ich durchblätterte und die relevanten Berichte zur Seite legte. Musste mich dann etwas sputen, um pünktlich beim Mittagessen zu sein.
Purer Wochenendstress in der Klinik.
Wie üblich nehme ich nach dem Mittagessen einen Kaffee aus dem Vollautomaten im Speisesaal.
Als ich vom Tisch 38 dorthin gehe, sehe ich am Ende des Raumes Tony Soprano sitzen. Er ist wieder da - was mich zufrieden lächeln lässt. Auch er lächelt und sieht insgesamt zufrieden aus. Der Beweis, das selbst wenige Stunden in Italien dem Gemütszustand gut tun.
Bereite mich auf den Besuch der Familie vor. Meine Cousine und ihr Mann kommen zur Klinik, von wo aus wir einen Spaziergang in den Ort machen. Wie es sich für den Sonntagsrundgang in Bad Rothenfelde gehört, gehen wir (leider nur zu dritt) schön nebeneinander über den Bürgersteig - und haben davor Flocke laufen, den Hund. Was die anderen Wochenendbesucher können, können wir schon lange.
Im Schatten des alten Gradierwerkes trinken wir einen Kaffee, dessen Beschaffung etwas zeitaufwendig ist.
Gönnen uns dann jeweils jeder noch eine Grillwurst. Im Moment der Bestellung kommt Tony an dem Wurststand vorbei und ich lade ihn spontan auf eine Currywurst ein.
Er sagt zu - wahrscheinlich weniger wegen mir, als wegen der unbestrittenen Familienschönheit, die meine Cousine ausstrahlt. Ich grinse, als Tony und der Gatte meiner Cousine nach dem kleinen Essen zu ihren Tabakwaren greifen: Zigarre der Eine, Pfeife der Andere.
Erkläre dem Capo, dass es sich um einen Pastor handelt - von der Fakultät, die auch heiraten darf. Er wirkt wenig irritiert.
Ohne Tony schlendern wir noch um die grosse Saline und nehmen dann den Bus zurück zur Klinik.
So ein Besuch ist eine Wohltat - wenn einem 'La Familiga' wichtig ist.
Seit Jahrzehnten bin ich mit meiner Sippe höchst zufrieden - was Tony Soprano von seiner Mutter und seiner Schwester nicht sagen kann.